Geburt in Frankfurt am Main

Willi (eigentlich Anton Wilhelm Philipp) Pietz kam am 9.12.1881 in Frankfurt am Main zur Welt. Er hatte zwei ältere Brüder und besuchte ab Ostern 1888 die achtlässige Bürgerschule in Frankfurt-Bornheim. Früh zeigte sich seine Begabung im Zeichnen, die im Zeugnis des Jahres 1892/93 mit „sehr gut“ bewertet wurden.

Mit 14 Jahren im Jahr 1896 trat Willi Pietz im Frankfurter Westend eine Chromolithografische (=Farbsteindruck) Lehre bei E.G. May Söhne an. Damals ein führender Hersteller von populärer Druckgrafik in Deutschland. Begleitend besuchte Pietz neun Semester die städtische Kunstgewerbeschule. Er lernte dort vor allem Freizeichnen, Dekoratives Malen, Modellieren und Schriftzeichen. Bei einen staatlichen Wettbewerb der Lehrlingskonkurrenz errang seine Arbeit den 1. Preis.

Selbtsportrait des Kunstmalers Willi Pietz

Lehre und Wehrdienst

Nach der vierjährigen Lehre trat er vom Oktober 1901 bis September 1903 leistete er in der Erzherzog-Wilhelm-Kaserne zu Kastel am Rhein (=Mainz) seinen Wehrdienst als Pionier im 1. Nassauisches Pionier-Bataillon Nr. 21.

Er arbeitete im Anschluss ein Jahr als Lithograf nach Vorgaben der Auftraggeber, wollte jedoch selbst schöpferisch tätig werden und schrieb sich zum Wintersemester 1904/05 an der Kunstgewerbeschule für eine dreijährige Ausbildung bis Juli 1907 ein.

Im Abschlusszeugnis bescheinigte man Willi Pietz „großen Fleiß, verbunden mit bemerkenswerten Anlagen“

Er arbeitete im Anschluss als freischaffender Künstler und übersiedelte Anfang März 1909 nach München.

Akademie der Bildenden Künste

Sein Ziel war eine Aufnahme an die Akademie der bildenden Künste, einer Institution von Weltrang. Dies gelang ihm Oktober 1909 und durchlief sieben Semester an der Akademie.

Erst die Zeichenschule (bis April 1913), dann (im Sommersemester 1913) die Radierschule von Professor Peter (von) Halm.

Kriegsteilnahme am Ersten Weltkrieg

Am 1. August 1914 trat das Deutsche Reich in den Ersten Weltkrieg ein. Willi Pietz wurde zuerst als dienstunbrauchbar gemustert. Erst ein dreiviertel Jahr später am 1.5.1915 wurde Pietz doch einberufen und zog mit dem neu gegründeten Deutschen Alpenkorps unter dem bayerischen Generalleutnant Konrad Krafft von Dellmensingen in den Krieg.

In den folgenden dreieinhalb Jahren nahm er als Gefreiter des Königlich-Bayerischen 1. Pionier-Bataillon an allen Einsätzen, Feldzügen und Schlachten des Alpenkorps in Tirol, Serbien, Frankreich (Verdun zweimal), Rumänien und Italien teil.

Seine Waffe war anstelle eines Gewehrs allerdings der Zeichenstift und Pinsel. Als Kriegsmaler war er dem General-Kommando des Alpenkorps zugeordnet.

Seine Kriegsbilder wurden auf Ausstellungen  z.B. 1916 in der Galerie Schneider in Frankfurt am Main und im Großherzoglichen Museum zu Mecklenburg-Schwerin, sowie 1917 in der Galerie Hermes in Frankfurt am Main gezeigt.

Insgesamt schuf Willi Pietz als in die Truppe „eingebetteter“ Maler 89 Temperagemälde.

Zwölf dieser Gemälde – nach eigener Angabe sogar 14 – konnte Willi Pietz an das Bayerische Armeemuseum verkaufen.

Überwiegend zeigen diese Werke die Landschaften und Ortschaften, die das Deutsche Alpenkorps durchquerte.

Diese landschafts- und völkerkundlichen Zeitdokumente gehören zu den handwerklich besten und künstlerisch wertvollsten Werken, die der Mittdreißiger Willi Pietz in seinem Leben schuf.

Seine letzter militärischer Nachweis stammt vom 13.2.1918, als er innerhalb des Alpenkorps zum Pionierkorps 102 versetzt wurde. Die Entlassung aus der Armee erfolgte vermutlich im Mai 1918.